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3 KeepCup ToGo Becher
Wissen

Einwegbecher vs. Mehrwegbecher

Einwegbecher versus Mehrwegbecher – was ist denn nun besser? Ich denke immer wieder „das weiß doch mittlerweile jeder“. Und trotzdem wird da leider einiges dafür getan, dass solche Infos nicht bei uns allen ankommen. Einwegbecher sind alles andere als nachhaltig.
Weiß man doch? Die Fakten sagen leider etwas anderes: Wir Deutschen verbrauchen jede Stunde (!) ca. 320 000 dieser Becher für Kaffee, Tee & Co. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – jede Stunde! Und die verschlingen nicht nur viele Ressourcen, sondern können nicht einmal recycelt werden. Nachhaltigkeit und Zero Waste gehen anders.

Produktion aus Recycling-Papier?

Fehlanzeige. Alleine für die Produktion der Pappbecher werden bei uns pro Jahr 17 500 Tonnen Papier verbraucht. Noch dazu kommt, dass kaum Recyclingpapierfaser genutzt wird. Das heißt, für die neu gewonnenen Fasern werden Bäume gefällt – gemäß DUH mehr als 26 000 Bäume im Jahr.

Zum neu gewonnenen Papier kommen große Mengen Kunststoff dazu. Ein gewöhnlicher 0,3 l Pappbecher enthält circa fünf Prozent Polyethylen. Für unseren genannten Jahresverbrauch bedeutet das 1 000 Tonnen Polyethylen. Gemäß Umweltbundesamt werden 70 % der Pappbecher mit einem Kunststoffdeckel ausgegeben. Die Herstellung dieser Deckel verschlingt nochmals große Mengen an Kunststoff.

Pro Pappbecher werden zudem mehr als ein halber Liter Wasser benötigt. Und wir haben bisher noch nicht einmal über den Transport, die Lagerung oder das Entsorgen gesprochen. Denn das ist nicht so einfach wie man vielleicht denkt.

Pappbecher sind doch aus Papier

Mein Lieblings-Argument ist „die sind doch aus Papier“. Es ist wohl kaum nötig zu erklären, dass ein echter Papierbecher die Flüssigkeit vielleicht drei Sekunden halten könnte. Zu den oben erwähnten, neu gewonnenen Papierfasern kommen natürlich noch große Mengen an Kunststoff hinzu. Denn natürlich sind die Becher innen mit Kunststoff beschichtet – ist ja eigentlich logisch. Das bedeutet, dass ein sauberes Recyceln nicht möglich ist.

Weder in die gelbe noch in die blaue Tonne

Die mit Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) beschichteten Becher können weder über die gelbe noch über die blaue Tonne richtig recycelt werden. Wenn sie in die gelbe Tonne gelangen, werden sie zur Papierfraktion zugeordnet und landen letztendlich im Papierrecycling. Und jetzt kommt das große Aber. Denn weil sich die Papierfaser kaum vom Kunststoff löst, wir das Ganze als sogenannter „Spuckstoff“ separiert und wie normaler Restmüll verbrannt. Das ist die traurige Wahrheit.

Neben diesen Bechern gibt es natürlich auch noch Plastikbecher aus Polystyrol z. B. aus den Kaffeeautomaten. Die sind mindestens so schlecht wie die Pappbecher und sollten natürlich auch vermieden werden im Alltag. Zumindest sollte bei diesen klar sein, dass sie aus Kunststoff sind. Auf diese aber näher einzugehen, wäre ein Thema für sich und würde den Post sprengen.

Noch so ein Argument…

Leider gibt es auch immernoch Händler, die die Mehrwegbecher ablehnen und nicht befüllen. „Aus Hygienegründen“ – noch so ein tolles Argument. Der Lebensmittelverband Deutschland hat hierzu ein Merkblatt herausgegeben, auf das man jederzeit nett hinweisen kann. Darin sind der Umgang und die Akzeptanz klar beschrieben. Ich hatte ironischerweise gerade dieses Jahr nicht ein einziges Mal Probleme an der Theke, habe aber auch immer nur den Becher abgegeben und den Deckel selbst aufgesetzt. Voraussetzung ist, dass dein Mehrwegbecher sauber ist.

Immer mehr Händler schließen sich auch Pfandsystemen an. Hier gibt es zum Beispiel Recup oder Faircup. Fragt mal bei eurem Bäcker oder Café nach, ob sie die nicht auch aufnehmen möchten. Funktioniert super, ist umweltfreundlicher und Kundenbindung ist es auch noch z. B. in Verbindung mit Stempelkarte oder Nachlass. Also win-win-win 😉

Verbraucht die Herstellung von Mehrwegbechern nicht mehr Ressourcen?

Ja, das stimmt. ABER, Mehrwegbecher sollen ja auch nicht nach zweimaliger Nutzung entsorgt werden, sonst hießen sie ja nicht Mehrwegbecher. Die Rechnung ist wie bei anderen Pfandsystemen ganz einfach. Je häufiger und länger du deinen Becher benutzt, desto besser deine Bilanz. Laut DUH spart die Wiederbefüllung eines Bechers im Vergleich zur Neuherstellung eines Einwegbechers 430ml Wasser und 0,1 kWh Energie und vermeidet 21g CO2. Ich finde das immer sehr abstrakt und es hört sich nach wenig an. Das gilt aber pro neue Befüllung und wenn man das auf nur 100 Füllungen hochrechnet, sieht es schon anders aus. Aber auch hier kommen „Reuse“ und „Refuse“ (5Rs zu Zero Waste) wieder ins Spiel. Nur weil es noch hunderte schönere oder bessere zu kaufen gäbe, sollten wir nicht blind losrennen und konsumieren. Verwende deinen Becher so lange bis er irreparabel ist.

Deine Gesundheit ist irreparabel

Und wem das jetzt noch nicht genügend Argumente für Mehrweg und Nachhaltigkeit sind – da gibt es natürlich auch noch den gesundheitlichen Aspekt. Schon mal darüber nachgedacht, dass die PFAS im Becher in die Getränke übergehen und damit von dir aufgenommen werden? Gruseliger Gedanke, der mittlerweile auch bestätigt ist. Diese PFAS können deine Infektanfälligkeit erhöhen, bei Babys für ein geringeres Geburtsgewicht sorgen und setzen sich generell in deinem Körper ab. Am Ende entscheidet aber natürlich jeder selbst, was er seinem Körper und der Umwelt zumuten möchte. 

Alternativen…

Mein erster To Go Becher war von Emsa, das ist aber über zehn Jahre her. Er war komplett dicht, mit Doppelwand und aus Kunststoff, aber ich fand keine richtig verlässlichen Angaben zu den verwendeten Kunststoffen. Das ist heute definitiv anders. Jedenfalls wollte ich ihn deshalb nicht mehr verwenden und habe ich ihn an jemanden weitergegeben, der diese Bedenken nicht teilte. Danach kam ich einige Jahre auch gut ohne einen Becher aus.

Man braucht nicht zwingend einen klassischen Becher. Das funktioniert auch prima mit einer kleinen Passataflasche oder einem klassischen Schraubglas und einem Stoffband drum herum… Mal wieder hilft es, sich im Haushalt umzuschauen und kreativ zu werden. Das nachhaltigste steht bei dir bereits im Schrank.

2014 haben wir auf einer längeren Reise die KeepCup Becher kennengelernt. Damals gab es sie nur aus recyceltem, BPA und BPS-freien Kunststoff und günstig waren sie auch nicht gerade. Trotzdem war das so viel besser, als täglich Einwegbecher zu konsumieren. Beide bunten Becher begleiten uns heute noch, obwohl der größere mittlerweile undicht ist. Ich habe mir daher vor einem Jahr über Ebay Kleinanzeigen einen neuen aus Glas geschenkt und bin begeistert. Spülmaschinenfest, geschmacksneutral und so viel langlebiger und ästhetischer als ein Wegwerfprodukt. Mir ist leider der kleine Deckel oben gebrochen, war aber meine Schuld, die sind nicht empfindlich. Aber sehr cool: KeepCup bietet die meisten Teile einzeln auf der Website an. Sie waren super hilfsbereit und haben mir geholfen, das passende Ersatzteil zu finden. Somit habe ich für eine Investition von 2,50 € meinen Becher repariert.

Daher habe ich sonst auch noch keine anderen Hersteller ausprobiert. Ich denke mittlerweile gibt es hier aber viele tolle Produkte, die genau in deinen Alltag passen. Einen kleinen Leitfaden, wie du bewusstere Konsumentscheidungen treffen kannst, habe ich in einem anderen Beitrag zusammengefasst. Diese 5 Fragen helfen uns sehr in unserem Alltag. wenn wir etwas anschaffen möchten.

Wenn du Empfehlungen hast, dann lass sie gerne in den Kommentaren da, für alle anderen die noch auf der Suche sind. 

Mehr Zeit statt Zeug

Ach ja, etwas Wichtiges zum Schluss, das bei uns im Alltag leider gern vergessen geht:
Wäre es nicht am Schönsten, wenn wir gar keine Mehrwegbecher benötigen würden, weil wir uns einfach Zeit nehmen? Zehn Minuten Zeit, um sich hinzusetzen, aus einer echten Tasse zu trinken und das an einem echten Tisch? Einfach nur genießen? Zeit mit anderen oder einfach nur mit einem selbst. Das wäre doch eigentlich viel schöner, oder nicht? 😉

Ich genieße jetzt auf jeden Fall einen feinen Samstagskaffee in unserer Küche und beobachte den riesigen Buntspecht, der die Meisenknödel vernichtet. 💚

Werbung unbezahlt, da Markennennung
Quellen und weitere Infos: DUH, Umweltbundesamt