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Minimalismus

5 Tipps für bewussteren Konsum
Nachhaltigkeit

5 Fragen für einen bewussten Konsum

Wir haben bis auf eine Handvoll Ausnahmen seit über 1 ½ Jahren nichts mehr neu gekauft und einen „Neukonsum“-Stopp durchgezogen. Das war am Anfang tatsächlich recht einfach, wurde aber nach einigen Wochen zunehmend schwieriger. Aber, good news, es wurde auch wieder einfacher und je länger man das schafft, desto selbstverständlicher integriert es sich in deinen Alltag. 😉

Mehr Ordnung und ein nachhaltiger, bewusster Konsum

Nachdem ich meinen Kleiderschrank durchging und ausgemistet hatte war mir klar, dass ich nie wieder so ausmisten möchte und muss. Ich habe früher schon einige Male ausgemistet, aber dadurch, dass meine Intention eine andere war, war das Ganze nie wirklich nachhaltig. Da ich mich dieses Mal vorweg für einen bewussten Konsum entschieden habe, wurde und ist alles anders.

Das konnte ich direkt erleben, als ich letzte Woche nochmals meinen Kleiderschrank reduziert und unter die Lupe genommen habe. Da war nichts zu finden, was ich in den letzten Monaten unbewusst, impulsiv oder unnötig gekauft hätte. Ein wunderbares Gefühl…

Ich hoffe, die folgenden Fragen helfen auch dir bewusster zu konsumieren und somit dauerhaft Ordnung zu halten.

Finden Sie Zufriedenheit in dem, was Sie bereits haben.  

Bea Johnson

5 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du etwas neues anschaffst

  1. Brauche ich es wirklich?
    Überlege dir in Ruhe ob du die Hose, das Glas, die Teller oder Kerzenhalter wirklich brauchst. Wofür brauchst du es? Wo bringst du es unter? Hattest du den Wunsch schon lange oder ist das eher spontan? Lass es erst einmal sacken und schau ob du es morgen oder nächste Woche immernoch unbedingt willst. Wenn du z. B. eine Woche lang nicht dran gedacht hast, brauchst du es in deinem täglichen Leben wohl kaum.  Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt.
  2. Werde ich es oft verwenden?
    Wirst du dieses spezielle Kleid oft tragen? Wie oft brauchst du die schicke Tasche, die sowieso kaum etwas passt? Wie häufig brauchst du eine Burger-Presse, eine Fisch-Grillzange oder ein zweites Raclette-Gerät, falls mal mehr Gäste da sind? Ist es etwas Saisonales und kann den Rest des Jahres nicht benutzt werden? Speziell bei Kleidung frage ich mich auch immer ob es gut kombinierbar ist und zu meinem Stil passt. Wenn nicht, dann werde ich es nämlich auch nicht oft tragen (können). 
  3. Habe ich schon etwas Ähnliches? Etwas, was den Zweck auch erfüllt?
    Brauchst du wirklich ein drittes weißes T-Shirt, eine zweite hohe Vase, ein weiteres Dekoglas für Kerzen oder die süßen Servietten für die nächste Party? Gibt es keine anderen Gegenstände, die den Zweck erfüllen? Kannst du dein graues oder schwarzes T-Shirt nicht genauso gut kombinieren wie das weiße und mal ehrlich – wieviele kannst du gleichzeitig tragen? Kein Mensch braucht eine Salatschleuder, wenn er ein Geschirrtuch hat. Genauso sinnlos ist es, zehn Schüsseln in verschiedenen Größen zu besitzen. Ich habe zum Beispiel noch unzählige Papierservietten, Teelichter usw. dass ich mich heute frage ob ich mich überhaupt irgendetwas gefragt habe damals beim Kauf. Schließlich ist das schon über zwei Jahre her. 

    Frust oder Ärger über dich selbst bringt dich hier aber nicht weiter. Versuche lieber kreativ zu sein und über den Tellerrand zu blicken, etwas daraus zu lernen und schlichtweg aufzubrauchen.
  4. Habe ich Platz dafür?
    Ich habe zum Beispiel eine Schwäche für Flohmärkte und antike Möbel. Das Dilemma scheint offensichtlich – wo soll denn noch ein Hocker hin? Es betrifft aber nicht nur größere Dinge wie Möbelstücke. Deine Besteckschublade ist sicher schon voll – und trotzdem möchtest du spezielles Steakbesteck oder Fonduegabeln (wie oft nutzt du sie – siehe oben)? Deine Schüsseln passen gerade so ins Regal und du möchtest trotzdem diese eine tolle? Wo stellst du die hin und wieviele kannst du gleichzeitig benutzen?
  5. Muss es neu sein und wie wurde es produziert?
    Wenn du alles bejahst und es ein sinnvoller Kauf zu sein scheint, dann kaufe zumindest Secondhand. Damit werden keine neuen Ressourcen für die Herstellung verbraucht. Neu kaufen ist bei uns immer die allerletzte Wahl. Zum Beispiel wenn wir es über eine längere Zeit nicht gebraucht oder secondhand finde. Oder es nur neu erhältlich ist. Falls du bisher nicht aus zweiter Hand gekauft hast, wirst du überrascht sein was man alles aus zweiter Hand bekommt und in welch tollem Zustand. Ich kaufe manchmal sogar Dinge wie Lebensmittel in Großgebinden aus zweiter Hand und hatte dabei noch nie ein unangenehmes Erlebnis oder eine negative Überraschung.

Bei Neukäufen achten wir zudem darauf, dass es im Idealfall lokal oder regional erhältlich ist und kleine Unternehmen unterstützt. Falls nicht, dann achten wir auf eine möglichst umweltfreundliche und faire Produktion.

Faustregel bei Neukäufen

Eine Faustregel, die ich ursprünglich nur bei der Kleidung beachtet habe, die sich aber auf alle Bereiche ausgeweitet hat: Kommt etwas rein, muss etwas raus. Wenn ich etwas anschaffe, muss ich mich von etwas anderem trennen. Ganz einfach und eine letzte Hürde zu einem sinnvollem, bewusstem Konsum.

Ausgeräumter Schrank vo Aussortieren
Nachhaltigkeit

Kleidung reduzieren – 8 Schritte zu deinem nachhaltigeren Kleiderschrank

Ein nachhaltigerer Kleiderschrank heißt, dass du Kleidung darin hast, die du gerne trägst und bei der du ein gutes Gefühl hast. Kleidung, bei der du wirklich bedauerst, wenn sie kaputt geht und zu der du Sorge trägst, weil sie dir wichtig ist. Ein nachhaltigerer oder minimalistischer Kleiderschrank definiert sich nicht durch eine festgelegte Anzahl von Stücken oder bestimmte Farben. Jeder ist individuell und für jeden hat Mode eine unterschiedliche Bedeutung – das ist wichtig zu berücksichtigen, finde ich. In nur 8 Schritten kannst du deine Kleidung achtsam und sinnvoll reduzieren. So, dass es für dich passt. Dein Ziel: eine Garderobe, die nur aus Lieblingsteilen besteht.

Dieser Post ist nichts für dich, wenn…

Erster Spoiler: Falls du hier erwartest, dass du am Ende des Tages einen Kleiderschrank hast, der nur noch aus Fair Fashion besteht oder endlich wieder Platz um neue Kleidung zu kaufen, dann hilft dir dieser Post nicht. Das ist nicht das Ziel und überhaupt nicht sinnvoll oder nachhaltig. 

Dabei kann ich das total verstehen. Es ist immer wieder faszinierend, wie plötzlich man ein eigentlich lang und auch gern getragenes Shirt schrecklich findet, nur weil sich die Ansichten zur Modeindustrie verändert haben. Mir ging es bei einigen Teilen so, als ich meine Kleidung reduziert habe. Wenn es dir genauso geht, interessieren dich vielleicht diese drei Grundsätze, die für mich wichtig waren und noch immer sind.

Zweiter Spoiler: Du brauchst jetzt erst einmal keine neuen Kleiderbügel, keine neuen Kisten oder sonstige schicke Ordnungshelfer kaufen. Der erste Schritt zu weniger heißt schließlich REFUSE – lehne ab. Also lass‘ dich bitte nicht verführen! Vor allem in dieser Jahreszeit, wo bald wieder Katalogeweise kommuniziert wird, welche vermeintlichen Ordnungs- und Putzhilfen du für deinen Haushalt brauchst, um endlich Ordnung zu haben. So ein Quatsch – das ist cleveres Marketing! Eine ganze Branche wartet nur darauf, dass du schwach wirst und kaufst. 

Was, wenn du keine Boxen hast und das nun einmal hilft beim Ordnung halten?

Warte erst einmal ab, bis du alles fertig aussortiert und eingeräumt hast. Dann schlafe zwei Wochen drüber und schau es dir in Ruhe nochmals alles an. Auch hier hilft etwas Kreativität. Für die Aufbewahrung deiner gefalteten Kleidung, sind neben den perfekten, hübschen Boxen und die du „unbedingt haben MUSST“, nämlich ganz viele Dinge in deinem Haushalt. Da wären Schuhboxen (kannst du mit Resten von Pack- oder Geschenkpapier aufhübschen), Boxen von Pralinen oder Accessoires (für Unterwäsche), passende Versandkartons (auch aufhübschen, wenn dir das Freude macht), Körbe und Körbchen, die woanders in Gebrauch sind oder bisher ungenutzt herum stehen usw. Ich hatte in einer anderen Kommode Ordnungshelfer, die ich dort nicht wirklich brauchte und jetzt meine Schlafsachen und Schals darin lagere.

Vermutlich brauchst du gar nicht so viele Boxen wie du gerade denkst. Schließlich gewinnst du gleich wahnsinnig viel Platz und möchtest Dinge die bisher in der Schublade lagen, ab sofort vielleicht lieber hängend lagern. Ich bin ein Fan von hängender Kleidung und man regt sich weniger auf, wenn ein anderes Haushaltsmitglied mühsam gefaltete Shirts in der Mitte vom Stapel rauszieht 😉

Noch 2 persönliche Tipps, vor allem wenn du nicht so der entscheidungsfreudige Typ bist oder sehr an deiner Kleidung hängst:
  1. Kennst du deinen Stil? Überlege dir vorab: Was ist dein Stil? Was passt zu deinem Alltag und Leben? Worin fühlst du dich wohl? Wenn du dir unsicher bist zu deinem Stil hilft auch, dir ein paar Lieblingsteile rauszunehmen und sie aufs Bett zu legen. Schau sie dir in Ruhe an. Vermutlich spiegeln sie gut deinen eigenen Stil wider. Schließlich fühlst du dich darin sehr wohl und das sieht man meistens…
  2. Nimm dir Zeit für diese Aktion – mehrere Stunden und plane es nicht abends nach der Arbeit ein oder „schnell“ während dem Mittagsschlaf des Kindes. Sichere dir einen halben freien Tag dafür. Tageslicht ist sowieso vorteilhaft und du bist einfach frischer im Kopf und musstest nicht schon tausend Dinge entscheiden…

Du hast einige Stunden Zeit und kannst dranbleiben? Dann leg‘ einfach los.

Ich habe bereits vor ca. 1.5 Jahren ausgemistet und war auch mit dem Ergebnis zufrieden. Allerdings wusste ch, dass es nicht zu 100% konsequent war, was sicher auch etwas Unsicherheit geschuldet war. Daher hat es mich, während ich den Post hier schrieb, gepackt und ich habe das Gleiche – jetzt einfach mit weniger – noch einmal gemacht. Daher stammen die Bilder von dieser zweiten Aktion. Abgesehen von Menge und Prinzip spiegeln sie das erste Grund-Aussortieren aber gut wider und schaffen so vielleicht einen kleinen Einblick. 🤓

  1. Zieh dir etwas Gutes an.
    Etwas indem du dich wohlfühlst und womit du auch schnell etwas anprobieren kannst, wenn du unsicher bist.
  2. Stell dir mindestens 3 Kisten, Körbe oder Tüten bereit.
    Eine für „Spenden“, eine für „Verschenken“ und eine für „Verkaufen“. Ich brauchte noch einen „Vielleicht“. Wenn du das nicht zum ersten Mal machst (und schon weniger hast), kannst du natürlich auch einfach entsprechende Stapel machen.
  3. Hole deinen Staubsauger und halte einen feuchten Lappen und Putzwasser bereit.
  4. Hole alle Kleidungsstücke aus dem Schrank.
    Von der Garderobe, aus der Wäsche und aus weiteren Schränken, in denen z. B. Saisonkleidung hängt. Ich gehe hier nach der KonMari Methode vor und lege wirklich schonungslos alle Kleidungsstücke aufs Bett.
    Übrigens: Ich persönlich finde, man kann Schuhe auch separat betrachten und ausmisten, wenn der Kleiderschrank erledigt ist. Entscheide selbst, was für dich besser passt. Aus meiner Sicht ist es aber kein Muss, auch alle Schuhe zu sammeln. Kleidung alleine ist in den meisten Fällen schon genug „Wow-Effekt“ – und dieses Wow ist nicht positiv, haha…
  5. Lieblingsstücke auswählen.
    Suche dir zuerst einmal deine allerliebsten Kleidungsstücke raus. Deine liebste Hose, dein liebster Pullover, dein liebstes Kleid, dein liebstes T-Shirt usw. So oder sehr ähnlich soll es sich bei den restlichen Kleidern die du behältst auch anfühlen.
  6. Reinigen und vorbereiten. 
    Sauge oder wische den Schrank aus und räume danach wieder ein (siehe Schritt 7). Hängende Stücke auf Bügel, Schubladen-Inhalte gefaltet. Ich habe angefangen, die T-Shirts und kurzen Hosen meines Mannes nach der KonMari-Methode zu falten. Und ich war sehr skeptisch zu Beginn – wirklich sehr… Aber ich muss sagen, das funktioniert wirklich super. Man gewöhnt sich schnell daran, ich brauche keine zusätzlichen Boxen, die Shirts meines Mannes zerknittern nicht (auch wenn es genau das sein muss, das am umständlichsten zu erreichen ist) und es geht mindestens so schnell wie das herkömmliche Zusammenlegen… Letzten Endes muss es aber für dich und deine Gegebenheiten passen. Ich will dir damit nur zeigen, dass es sich trotz Zweifel gelohnt hat, etwas zu verändern…
  7. Nimm jedes Kleidungsstück in die Hand.
    Das ist eigentlich kein richtig separater Schritt und geht mit Schritt 6 einher. Ich finde ihn aber dennoch wichtig. Marie Kondo zelebriert das richtig – das war für mich etwas übertrieben, muss ich sagen. Dennoch hilft es, jedes Stück in die Hand zu nehmen und kurz zu fragen: Gutes Gefühl? Hatte ich das kürzlich an (oder je nach Jahreszeit in der letzten Saison)? Passt es mir? Möchte ich es behalten? Sehe ich mich darin?
    Gleichzeitig aber nicht zu lange überlegen. Einzelne Härtefälle können immernoch auf einen „Vielleicht“-Stapel. Diesen packst du zusammen und schreibst das Datum drauf oder auf einen Zettel. Stell ihn in den Keller, die Garage o. Ä. Wenn du in einigen Monaten nichts daraus gebraucht oder vermisst hast, dann spende den Karton ohne nochmals reinzuschauen. 
  8. Spenden und verkaufen
    Die Spenden-Kiste packst du zu und stellst sie in den Flur oder packst sie direkt in das Auto. Lege gleich einen Termin fest für die Abgabe – vielleicht heute noch?
    Kleidung, die du online verkaufst fotografierst du am besten gleich und stellst sie zum Verkaufen ein. Ich habe hier leider die Erfahrung gemacht, dass es belastend sein kann, wenn diese Dinge ewig rumstehen. Wenn sich vier Wochen keiner dafür interessiert, obwohl gerade Saison ist, dann kannst du entweder den Preis stark senken, oder sie doch spenden. Ich habe mittlerweile noch einen großen Karton vom Schweden mit eingestellter Kleidung und sortiere regelmäßig aus, wenn sich keiner dafür interessiert. Und vergiss nicht: für ein Shirt, das dich mal knapp 10€ gekostet hat, bekommst du sicher keine 5€ mehr. Shit in, shit out 🙊

Noch ein wichtiger Hinweis zu Altkleider-Spenden:

Kleidung, die du weder tragen noch verkaufen möchtest, kannst du spenden. Das Thema Kleiderspenden ist leider ein Thema für sich, daher hier nur das Wichtigste: Bitte achte darauf, dass du nicht den nächstbesten Container aufsuchst und alles dort los wirst. Unsere Altkleider sind ein trauriges Geschäft, das ganze Industrien zerstört. Zudem gibt es zweierlei Container – für Textilverwertung und für Altkleider. Die einzigen, empfehlenswerten Altkleider-Container haben ein Siegel: das Fairwerten-Siegel (mehr dazu hier: fairwertung.de). Wenn kein Fairwerten-Container in deiner Nähe ist, dann informiere dich nach lokalen Sammelstellen wie Obdachlosenheime, SecondHand-Annahmen z. B. von der AWO, lokale Kleiderbörsen oder klassische SeconHand-Läden.
Nicht vergessen: wir sprechen hier von intakter Kleidung. Nur weil jemand gerade kein Dach über dem Kopf hat oder sich keine eigene Kleidung leisten kann, ist es noch lange nicht in Ordnung, zerlöcherte T-Shirts oder durchgelaufene Socken zu spenden…

Das traurige Geschäft mit Altkleidern

Falls du dich für dieses Thema interessierst, hier zwei Interessante Quellen für mehr Infos :

So, und jetzt?

Sei dankbar für das was du geschafft hast und für die vielen Entscheidungen, die du getroffen hast.  Das Gefühl ist wundervoll und es bleibt, wenn du es wirklich möchtest – versprochen.

Meine Erfolge bei dieser zweiten Ausmist-Aktion sind überraschend und größer als erwartet. Ich habe einiges aussortiert, das ich seit dem ersten Mal nicht getragen habe. Manches, was damals in der „Vielleicht-Kiste“ lag, ist jetzt endgültig raus. Ich habe nicht nur über 14 weitere Bügel und ein Sammelbügel übrig und konnte nun einige Dinge, die ich zusammengefaltet hatte, hängend unterbringen. Zudem habe ich eine ganze Schublade gewonnen. Somit habe ich Dinge, die regelmäßig gebraucht werden in die offene Schublade räumen und (endlich!) die Bettwäsche aus einem ganz anderen Zimmer in der Kommode unterbringen können. Es ist jetzt nochmals deutlich luftiger und durch den offenen Schrank, macht das einiges aus auf das gesamte Zimmer gesehen…

Berichtet mal – welche Probleme hattet ihr? Was waren eure größten Hürden? Ich freue mich, wenn ihr eure Fortschritte berichtet oder einfach auch das Ergebnis postet an @natur.zeit.glueck  😉

Zero Waste Home

Erste Schritte zu weniger – Ablehnen und Ausmisten

Nachhaltigkeit in deinen Alltag zu bringen ist eigentlich ganz einfach. Es gibt da allerdings ein paar Grundsätze, die ich mir immer wieder vor Augen führe und wichtig sind für alle nachfolgenden Schritte. Damit wirds einfacher, finde ich.

3 wichtige Grundsätze

  1. Was treibt dich an? 
    Der Start findet in deinem Kopf statt. Du möchtest es aus Überzeugung und weißt genau wieso? Prima, dann kannst du es auch. Falls es dir hilft, kannst du es dir irgendwo aufschreiben. Irgendwo, wo es dich regelmäßig daran erinnert, weshalb du das machst und willst. 
  2. Nichts ist nachhaltiger als das was du schon hast.
    Das war für mich am Anfang schwierig zu akzeptieren und ich denke darauf gehe ich in einem separaten Post mal näher ein. Wichtig ist, dass du nicht nervös wirst und dich nicht von einer Scheinwelt „influencen“ lässt. Es ist definitiv nicht nachhaltig, alle deine Aufbewahrungsboxen aus Plastik wegzuwerfen und gegen stylishe Glas- oder Edelstahlboxen mit Deckel einzutauschen, nur weil dir Instagram-Bilder das Gefühl geben, dass es so aussehen muss. 
  3. Es dauert und das muss man akzeptieren.
    Du wirst nicht innerhalb von wenigen Wochen alles umstellen. Das geht nicht, wenn es nachhaltig sein soll. Nachhaltigkeit wird definiert durch Begriffe wie stark, robust und dauerhaft. Was sich über Jahre angehäuft hat, kann nicht in wenigen Wochen komplett verändert und entrümpelt werden. Und dabei meine ich nicht nur Materielles sondern auch die eigenen Denkweisen und Routinen. Es ist ja vor allem auch nicht nachhaltig wie in meinem Fall 200 konventionelle Teelichter in wunderbarer Alu-Hülle wegzuwerfen, nur weil ich sie nie wieder kaufen würde. Genauso steht es um meinen Bestand an Papier-Servietten. Die einfach wegzuwerfen wäre einfach gewesen – aber nicht nachhaltig. Stattdessen bediene ich mich gelegentlich immernoch davon – nicht zuletzt, weil ich aus einem alten T-Shirt Stoffservietten geschnitten habe und wir eigentlich nur noch die benutzen… Ich freue mich einfach auf den Tag, an dem ich kaum mehr welche hab und dieser Korb (Foto oben) nur noch Stoff beinhaltet.

Einer meiner ersten Erkenntnisse war also, das zu akzeptieren und einzusehen, dass ich mein Verhalten ändern muss. Nur so ist es auch wirklich nachhaltig. Danach bin ich wie folgt vorgegangen:

1. Refuse – lerne etwas abzulehnen.

Die 5Rs zu Zero Waste – in der Theorie ganz einfach, aber in der Praxis eine echte Herausforderung. Vor allem der erste Schritt zu „Refuse“ war bei mir eine große Umstellung. Und „war“ ist hier wohl etwas übertrieben, ich stecke da noch mittendrin…

Bea Johnson erklärt in Zero Waste Home, dass man sich das am besten so vorstellt. Mit jedem „Ja“ zu einem Kugelschreiber, einem Feuerzeug, einer Tüte, Shampoo aus dem Hotel oder einer Plastikflasche und vielen weiteren „Kleinigkeiten“, generiere ich jedes Mal auch eine Nachfrage. Je weniger ich annehme, desto weniger habe ich dann auch zuhause und desto weniger muss ich entsorgen, ausmisten oder instandhalten.

Das gilt übrigens auch für Werbepost. Wir haben auf unseren Briefkasten „Bitte keine Werbung“ stehen. Wenn sich mal wieder Werbepost oder ein Katalog verirrt, mache ich ein Foto mit dem Handy und schicke meine Bitte per Mail an den Händler. Funktioniert einfach und schnell. So haben wir unser Altpapier um mindestens 50% reduziert. 

2. Reduce – was brauchst du (und kannst du nicht ablehnen)?

Beim Ausmisten und Reduzieren kann man schon mal den Überblick verlieren und es kann einen schnell überfordern im Alltag. Wer hat schon zwei Wochen am Stück Zeit, um sich nur seinen Zimmern und Schränken zu widmen… Daher habe ich jeden Bereich einzeln und teilweise auch nur einen Schrank oder eine Schublade am Abend durchgeschaut. Außer bei Kleidung. da empfehle ich eine Ausnahme zu machen.

Kleidung ist am einfachsten? Ja, klar… 

Nach Marie Kondo startest du bei der Kleidung. Schon hier, in der (laut ihr) einfachsten Kategorie, war ich unsicher. Behalten oder nicht? Bin ich mir sicher? Könnte ja mal passen? Ich habe ja sonst nichts Passendes in lila usw. Hier bin ich total froh, nach ihrem System vorgegangen zu sein. Zum einen um den Anfang zu machen und zum anderen um mir vor Augen zu führen was ich alles (zu viel) hatte.

Zuerst habe ich alle (!) Kleidungsstücke aufs Bett gelegt und den Schrank kurz ausgesaugt und ausgewischt. Danach habe ich Stück für Stück in die Hand genommen. Dabei musst du ehrlich zu dir sein. Ziel ist ja, dass du danach nur noch Stücke hast, in denen du dich wohl fühlst, die dir stehen, dein Stil sind und dir vor allem ein gutes Gefühl geben. Wie gesagt musst du ehrlich sein – wer bist du und nicht „wer wärst du gerne“ lautet die Devise. 

Falls du Netflix hast, kannst du dir auch die Serie von Marie Kondo anschauen. Bedingungslos empfehlen würde ich sie aber nicht. Aber als Inspiration zum Start kann sie durchaus motivieren. Als Faustregel gilt aber: für jedes Stück was nach dem Ausmisten reinkommt, muss eines raus.

Tipps, um besser vorwärts zu kommen:

Ich habe gleich zu Beginn alles, was ich in den letzten vier Wochen getragen habe sowie alle Lieblingssachen rausgesucht. Das war also direkt mal vom Stapel. Zudem hat mir ein „Vielleicht“-Stapel für die schwierigen Teile geholfen. Den habe ich an einem anderen Tag dann nochmals kritisch angeschaut und teilweise auch Dritte nach ihrer Meinung und Einschätzung gefragt.

Ähnlich wie beim Kleiderschrank nur in etwas kleinerem Umfang, bin ich in den anderen Bereichen des Haushalts vorgegangen.

Auf direktem Wege in die Mülltonne…

Jetzt stehst du da vor so vielen Dingen, von denen du dich befreien möchtest. Kleidung, die du nicht mehr trägst, zehn Essteller, zig Schüsseln für die du keine Verwendung mehr hast (vermutlich noch nie hattest…) usw. Nun stellt sich die Frage wohin damit.

Der einfachste Weg wäre ab in die Mülltonne und den Altkleidercontainer. Beide Themen – Restmüll und Altkleider – wären separate Posts und würden diesen hier noch länger machen. Meine Meinung dazu: Bitte bitte nicht in die Mülltonne oder den Kleidercontainer, solange etwas reparabel ist. Stattdessen bieten sich Secondhand-Plattformen, Wohltätigkeitsorganisationen oder der Freundes- und Bekanntenkreis an.

Second Hand Plattformen

Secondhand-Plattformen boomen aktuell und können dir immerhin einen kleinen Verdienst einbringen (natürlich sehr individuell). Allerdings besteht hier auch der große Nachteil, dass die Dinge, die du eigentlich loswerden möchtest, weiterhin in deinem Leben sind. Einfach in einem anderen Raum. Vom Platzbedarf mal abgesehen. Kleidung hat bisher gut funktioniert bei mir, beim Rest kommt es sehr darauf an. Erwarte einfach nicht, dass billig produzierte Dinge viel Geld einbringen.

Verschenken an Freunde und Bekannte

Bei letzterem war ich auch sehr vorsichtig und habe das nur bei Dingen gemacht, bei denen ich ein gutes Gefühl hatte. Schließlich merkst du immer mehr, wieviel alle um einen herum besitzen. Da will man teilweise also nicht noch mehr Ballast in die Haushalte und Kleiderschränke bringen.

Spenden an wohltätige Einrichtungen

Das schönste und erfüllteste Gefühl ist für mich eindeutig die zweite Option – das Spenden. Ich habe damit relativ spät erst angefangen und zuvor versucht alles zu verkaufen. Genau aus den obigen Gründen, war das zwar ein kleiner Verdienst aber auch belastend. Unser ganzes Arbeitszimmer stand zeitweise voll mit ausgemisteten Dingen. Mittlerweile hat sich das gewandelt und ich habe das meiste an Haushaltsgegenständen gespendet statt verkauft. Man tut etwas Gutes, es ist nachhaltig und das Gefühl ist mit Abstand das tollste.

Ich habe übrigens immernoch zwei Zimmer, in denen ich noch nicht wirklich reduziert habe. Und trotzdem haben die bisherigen Entscheidungen und Erfolge schon so viel verändert.

Reduzieren macht dir nochmals deine aktuellen Kauf- und Konsumgewohnheiten bewusst. Es verhilft dir zu mehr nachhaltigen Gewohnheiten und einem echten Umdenken. Zudem macht es glücklich und du sparst bares Geld.

Zero Waste Home
Nachhaltigkeit

Mein Ultimativer Buch-Tipp für den Einstieg

Für einen guten Start in ein bewussteres und natürlicheres Leben, gibt es sicher viele gute Bücher. Wenn du aber wie ich bei den Basics anfangen und leicht lesen magst, kann ich dir Bea Johnsons Zero Waste Home mehr als empfehlen. Bei mir war das ein echter Game Changer – aber sowas von. 

Zero Waste Home – glücklich leben ohne Müll

Du kannst das Buch zum Beispiel Secondhand, auf Ebay Kleinanzeigen, Rebuy oder als eBook beziehen. Und wenn du dich leicht wieder von Büchern trennen kannst, umso besser. Dann verkaufst du es einfach im Anschluss wieder und verhilfst jemand anderem zu mehr Freude, Zeit, Freiheit und Glück. 

Die schlechte Nachricht vorweg: das Buch löst dir keine Probleme. Die gute Nachricht: Du bist danach selbst in der Lage sie zu lösen, denn du vereinfachst dein Leben. Durch den sinnvollen Aufbau kannst du direkt von Anfang an damit beginnen. Und den ersten Schritt hast du schon jetzt gemacht – es muss ein Umdenken in deinem Kopf stattfinden. Sonst ist die Gefahr ohnehin zu groß, dass du in alte Muster zurückfällst bei den ganzen Verlockungen. Und davon gibt es einfach viel zu viele… Aber das wäre ein ganzer Blog-Beitrag wert, daher lass ich das an dieser Stelle lieber.

Lieber unperfekt als gar nicht dabei

Zurück zum Buch… Es hilft dir deine bisherigen Gewohnheiten zu hinterfragen und zu durchbrechen. Es ist praxisnah geschrieben, enthält einige praktische Checklisten und du kannst wie gesagt sofort anfangen – das ist besonders für ungeduldige wie mich perfekt.
Gutes Stichwort: auch hier geht es wieder darum, dass man nicht perfekt sein muss – Bea Johnson stolpert selbst nach so vielen Jahren hin und wieder über gewisse Dinge. Wichtig ist, dass du dich nicht entmutigen lässt und fest an deinem Kerngedanken festhältst. Ganz egal welcher das auch sein mag. 

5 Schritte zu Zero Waste: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot
ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyclen, verrotten,

5 Schritte zu deinem Zero Waste Alltag

Zuerst werden die fünf Schritte, auch die « 5 R» genannt, und die Vorteile des Zero Waste Lebensstils erklärt. Danach geht es an die Bereiche Küche, Einkaufen, Badezimmer, Beauty, Gesundheit, Schlafzimmer, Kleiderschrank, Haushalt usw. Auch die schwierigeren Bereiche wie Festtage und Geschenke oder unterwegs Zero Waste zu bleiben, werden erläutert. Abschließend geht Bea Johnson auf das „Was nun?“ ein. Alles in allem ist das Buch damit in sich wirklich schlüssig und ein echter (Lebens-)Ratgeber, auch wenn das verstaubt klingt. Ich fand tatsächlich, dass es auf den ersten Blick trocken aussah, aber das täuscht absolut. Es liest sich wie anfangs schon erwähnt sehr leicht und eher wie eine praktische Anleitung.

Zero Waste = kein Müll?

An dieser Stelle ist mir noch wichtig, dass Zero Waste nicht nur „kein Müll“ bedeutet. Zum einen kann es übersetzt ja auch „keine Verschwendung“ bedeuten und zum anderen kann man es auch einfach als eine Guideline zu einem Weg mit weniger Müll sehen. Ansonsten engt dich das auf lange Sicht zu schnell ein und nimmt die Freude und Motivation daran. Alles zu reduzieren und festzustellen dass man weniger braucht, macht nämlich Spaß. Ich frage mich immer öfter im Alltag «geht das nicht auch mit weniger Müll, ökologischer, mit weniger Verpackung usw.» Mal abgesehen davon, dass ein Stoff-Säckchen einfach auch viel schöner ist als herkömmliche Verpackungen, findest du nicht? Das können ja auch viele kleinere Dinge sein. Meine Schwester fragt zum Beispiel bei Onlineshops nach, die ihre Bestellung mit Plastik-Paketband oder -Füllmaterial verpacken. Es sind Kleinigkeiten im Alltag, die aber zu Gewohnheiten werden und sich summieren. Und genau da will auch ich hin. 😉

Mein Fazit:

 ZeroWasteHome – Glücklich leben ohne Müll ist ein Buch das sich leicht liest und nah an der Praxis ist. Dank der Checklisten und präzisen Anleitungen, den Rezepten und dem privaten Einblick in einen echten Zero Waste Alltag eignet es sich auch für alle Ungeduldigen, die einfach nur beginnen wollen. Ich kann es absolut empfehlen…

Nachhaltigkeit

Der Moment?

Einen alles verändernden Moment, den hat es bei mir nicht wirklich gegeben. Das war mehr ein schleichender Prozess, denke ich. Wie bei Über mich kurz erwähnt, wurden meine Schwester und ich sehr bewusst und naturnah erzogen. Müll- und vor allem Plastikvermeidung waren trotzdem lange Zeit kein so grosses Thema bei uns zuhause. Als ich dann 2010 den Garten meiner Mama übernommen habe, war ich immer wieder erstaunt darüber, wieviel Plastik ich in diesem vermeintlich unberührten Fleckchen Erde – hinter dem Bauernhaus meiner Grosseltern – finde. Auf dem Gras, in Büschen, in der Erde usw. Nur kleine Teile, aber sie waren da. Es hat damals allerdings nicht bewusst klick gemacht und plötzlich war alles anders. Das wünsche ich mir zwar rückblickend, aber das war mir irgendwie nicht so klar damals. Dennoch hat sich unbewusst etwas in mir in Gang gesetzt. Das brauchte einfach einige Jahre, Erlebnisse und Erfahrungen.

Entscheidend ist nicht wie lange du nichts gemacht hast, sondern dass du jetzt etwas tust.

unbekannt

Grössere Veränderungen gab es dann in den letzten Jahren, als ich immer mehr feststellte, dass ich nicht viel brauche um glücklich zu sein. Vermeintlicher Luxus und Komfort waren mir immer weniger wichtig, stattdessen ging ich einfach campen – vorher undenkbar…

Daher möchte ich allen Mut machen, die wie ich rückblickend manchmal einfach nur traurig sind oder sich schämen für ihr früheres, ignorantes Verhalten. Wie oft habe ich mich geschämt, dass ich so einfache Dinge wie eine Zahnbürste aus Holz, Stoffbeutel zum Einkaufen oder auch eine Periodentasse nicht schon viel früher in mein Leben integriert habe. Dass ich eingekauft habe, als ob es nirgends auf der Welt ein Plastikproblem oder Ausbeutung gäbe. Wenn ich nur daran denke, wie viel ich konsumiert habe – wie viele negative Dinge, Strukturen und Unternehmen ich damit begünstigt habe… Die Liste scheint endlos und genau hier muss man stoppen. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, aber ich kann daraus lernen und sie akzeptieren bzw. jetzt umso mehr machen. Wichtig für mich ist, dass ich es jetzt tue und immer wieder versuche unseren Alltag noch grüner, achtsamer und einfach nachhaltiger zu gestalten. 

Jetzt etwas tun, können wir alle – und ich freue mich so, dass du hier bist und das liest. 

PS: Vielleicht möchtest du erstmal mehr wissen über Zero Waste? Mir ging es damals so und ich habe die „Zero Waste Bibel“ – Zero Waste Home von Bea Johnson. Das war für mich eine ideale Begleitung, Motivation und Inspiration. Deshalb habe ich dazu auch eine kurze Buchempfehlung geschrieben, für alle die sich überlegen es zu leihen oder zu kaufen.