Immer öfter sieht man diese blauen Zettel in Supermärkten, Geschäften oder auf dem Markt. Sicher hast du diese Kassenbons auch schon bekommen oder gesehen.
Als Ergänzung zum Blogbeitrag Recycling-Mythen bzw. Mythos Nr. 4 „Alles Papier darf in die blaue Tonne“ sind mir die blauen Kassenzettel aufgefallen. Nach einer kurzen Umfrage in meinem Umfeld, wissen dazu viele Menschen noch nicht wirklich etwas. Hinter den blauen Zetteln verbirgt sich etwas mehr Nachhaltigkeit – die Farbe steht für eine andere Zusammensetzung des Papiers. Ganz ohne Chemie.
Mythos 4 also richtig? Alles was aus Papier ist, kann in die blaue Tonne, um recycelt zu werden?
Wie schon im Blogbeitrag erwähnt, ist das falsch. Nicht alle Produkte, die Papier enthalten oder aus Papier bestehen, dürfen auch als solches entsorgt werden. So darf eben nichts in die blaue Tonne, was thermisch bedruckt wird wie z. B. Kassenzettel, Parkhaustickets, Thermo-Faxe, Kontoauszüge, Konzert- und Flugtickets usw. Der Hauptgrund dafür: giftige Chemikalien im Papier.
Weiße Kassenzettel, Tickets & Co. müssen in den Restmüll
Wie die meisten vermutlich wissen, werden diese Tickets nicht einfach mit regulären Tintenpatronen bzw. Druckern bedruckt. Das erfolgt thermisch mit Hitze. Damit man die Buchstaben lesen kann, wird das Papier mit Bisphenol A / BPA beschichtet. BPA ist allerdings ein giftiger Schadstoff, der den Hormonhaushalt verändert. Dazu führt bereits ein ganz normaler Hautkontakt mit dem Material.
Und wer jetzt beschwichtigend abwinkt – „alles halb so wild“ – dem sei gesagt, dass solche Veränderungen bereits in einigen Studien nachgewiesen wurde. Es gibt Studien zu Bisphenol A, die zum Ergebnis kommen, dass männliche Fische, sich zu „female-like“ (verweiblichten) Fischen entwickeln. Bei weiblichen Lebewesen wurde eine Mutation der Geschlechtsorgane nachgewiesen. Es ist also alles andere als harmlos.
Fast-Verbesserungen in der EU
Somit hat man BPA 2020 in der EU nach vielen Jahren (fast komplett) verboten. Das war aber leider nicht das Ende. „Kreative“ Produzenten haben das verbotene BPA daraufhin einfach mit Bisphenol S ersetzt, was jedoch als giftige Chemikalie auch hormonähnliche Wirkungen zeigt. Wegen dieser und weiterer enthaltenen Chemikalien dürfen diese Bons, Tickets usw. nicht in den Papiermüll – sie werden über den Restmüll entsorgt.
Alles super, Problem gelöst? Wenn du jetzt denkst, dass es kein Papier mehr mit BPA auf dem Markt gibt, dann muss ich dich leider enttäuschen. Logischerweise gibt es noch Restbestände, Vorproduktionen etc. Auch in unserer Papierablage finden sich vermutlich alte Kontoauszüge, Quittungen, Faxe usw. die Bisphenole enthalten. Weg damit – aber nicht in die blaue Tonne, sondern in den Restmüll. Das gleiche gilt für alle beschichteten Papiere mit Folie oder Lack. Das ist auch der Grund, weshalb z. B. normales Backpapier nicht in die blaue Tonne darf.
Was passiert mit den Bisphenolen im Recycling?
Beim Recycling des Altpapiers lösen sich diese Stoffe und gefährden direkt die Umwelt und unsere Gesundheit. Sie können im Recycling-Kreislauf nicht ausgeschieden werden und gelangen so in den Altpapier-Kreislauf. Diese Produkte nutzen wir dann ahnungslos. Selbst wenn man also Thermopapier meidet, käme man dennoch mit diesen Stoffen in Berührung. Das ist z. B. der Fall; bei Schulheften, Notizblöcken, Toilettenpapier usw. Du kannst hier auf Zertifizierungen achten wie z. B. auch auf den blauen Engel. Der ist gemäß dieses Blogbeitrags ja auch ein Garant für die blaue Tonne 😉

Blaue Kassenzettel sind besser als weiße.
In den blauen Kassenzettteln sind keine dieser Chemikalien enthalten. Die Schrift erscheint durch eine physikalische Reaktion, da das Papier aus mehreren Schichten besteht. Wenn die erste thermisch „berührt“ wird, dann wird diese transparent und lässt die untere dunkler durchscheinen. Ganz ohne Chemie. Sie können aus diesem Grund wie gewöhnliches Papier entsorgt werden.
Zusätzliche Lösungen
Wir haben zwar eine noch recht neue Kassenbon-Pflicht bei uns in Deutschland, dennoch kann jeder von uns dazu beitragen, den Verbrauch von Papier auch beim Einkaufen einzudämmen. Aufgrund dieser Pflicht ist das Ablehnen des Kassenbons nicht mehr so einfach bzw. das Ablehnen ist einfach, aber der Bon wird dennoch automatisch gedruckt. Allerdings bieten immer mehr Geschäfte die Möglichkeit, den Bon elektronisch zu erhalten. Bei Kartenzahlungen versuche ich zudem immer meinen Beleg abzulehnen – das ist wohl erlaubt, da der Händler ja eine hat. So gibt es keine Kunden-Kopie.
Was auch eine Möglichkeit ist: werde aktiv! Schreibe das Unternehmen bzw. den Konzern an. Ich habe das auch schon gemacht (und meine Schwester macht das zum Beispiel wenn etwas mit Plastik-Klebeband versendet wird – hat sogar einen ähnlichen Impact…) und auch wenn ein großer Konzern nichts auf deine kleine Meinung gibt. Die Masse macht es. Gemeinsam kann viel erreicht werden. Es gibt auch immer wieder Petitionen bei der DUH und anderen Insitutionen. Mit Hilfe derer können wir ganz viel erreichen. Gemeinsam.
Quellen und mehr zu den Studien:
Deutschlandfunk
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30640006/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1874184/
Disclaimer:
Nicht alle weißen Kassenzettel, Tickets o. ä. enthalten die obigen Stoffe. Es mag Hersteller geben, die beispielsweise bei Thermopapier auf Bisphenole verzichten. Das kann natürlich nicht abschließend geklärt werden. Dennoch, benötigt es Zusätze, die vielleicht nicht giftig sind, aber trotzdem nicht in die Umwelt gelangen sollten.